Für Patienten, die an Zahnarztangst leiden, ist die Sedierung mit Lachgas eine großartige Möglichkeit, im Behandlungsstuhl zu Entspannung und innerer Ruhe zu finden.
In Amerika und Skandinavien selbstverständlich
Die Anästhesierung mit Lachgas blickt auf eine über 150-jährige Geschichte zurück: Experimentiert wurde mit dem Gas bereits im 18. Jahrhundert, und 1844 führte ein amerikanischer Zahnarzt die erste Zahnextraktion unter Lachgas-Sedierung durch. Auch heute sind die USA eine Hochburg der Lachgas-Anästhesie: Nahezu jeder Zahnarzt hat sie im Programm. Und auch in Skandinavien und in den Niederlanden ist die nebenwirkungsarme Betäubung eine Selbstverständlichkeit. Im deutschsprachigen Raum lange fast vergessen, feiert die Methode in den letzten Jahren auch hier ein Comeback.
Die Vorteile von Lachgas
Die Betäubungsspritze ins Zahnfleisch nimmt zwar den Schmerz – einer ganzen Reihe von Patienten aber nicht die Angst vorm Zahnarzt. Das unangenehme Gefühl hat die Eigenschaft, sich selbst zu perpetuieren: Sitzen Sie einmal verkrampft und mit klopfendem Herzen im Zahnarztstuhl, wird Ihr Körper sich auch beim nächsten Termin sofort wieder an diese Empfindungen erinnern. Lachgas durchbricht diesen Teufelskreis. Lachgas (Distickstoffmonoxid) hat eine leicht betäubende Wirkung auf den Schmerz.
Sein Effekt besteht aber in erster Linie im Herbeiführen eines Zustands von Angstfreiheit und tiefer Entspannung. Alle körperlichen Stresssymptome – Herzklopfen, Pulsrasen, Zittern, kalter Schweiß – verschwinden. Hustenreiz, Würgereiz oder übermäßiger Schluckreflex werden unterdrückt. Trotzdem bleiben Sie die ganze Zeit bei Bewusstsein und ansprechbar. Sie atmen selbstständig, sind voll da, hören, sehen und verstehen genau, was um Sie herum und mit Ihnen geschieht. Auch später gibt es keine Erinnerungslücken. Aber die Angst weicht einem Gefühl von Gleichgültigkeit und vollkommener, wohliger Entspannung. Lachanfälle bekommen Sie bei korrekter Dosierung übrigens keine…
Wie die Sedierung mit Lachgas abläuft
Sie müssen nicht unbedingt nüchtern (das heißt, ohne Frühstück/Mittagessen) in die Ordination kommen. Wir empfehlen Ihnen aber dennoch, in den zwei Stunden vor Ihrem Termin nichts mehr zu sich zu nehmen. Die Mischung aus Lachgas und reinem Sauerstoff atmen Sie über eine Nasenmaske ein. Wir beginnen mit reinem Sauerstoff und erhöhen in den ersten Minuten den Lachgasanteil im Gasgemisch schrittweise. Der Anteil lässt sich stufenlos bis auf maximal 70 Prozent regulieren und wird während der gesamten Behandlung immer wieder angepasst. Puls und Sauerstoffgehalt des Blutes werden über ein an Ihren Zeigefinger gecliptes Pulsoximeter überwacht. Die sedierende Wirkung tritt innerhalb von Minuten ein. Geht es „nur“ darum, Ihnen die Angst zu nehmen, reicht die Lachgasbetäubung aus. Stehen potentiell schmerzhafte Behandlungen an, wird meist zusätzlich ein Lokalanästhetikum gespritzt. So bleibt Ihnen wirklich jede unangenehme Empfindung erspart – Sie spüren auch den Einstich der Spitze kaum. Am Ende der Behandlung wird das restliche Lachgas mit ein paar Atemzügen reinen Sauerstoffs aus Ihrer Lunge gespült – und Sie sind nach etwa einer Viertelstunde wieder vollkommen fit und sogar verkehrstauglich.
Für wen ist die Sedierung mit Lachgas eine Option?
- Grundsätzlich für jeden, dem schon beim Gedanken an den Zahnarzt bange wird.
- Für Kinder ab vier Jahren
- Für Patienten mit starkem Würge- oder Schluckreflex
- allergische Reaktionen auf Lachgas wurden noch nie beobachtet
- Lachgas ist die ideale Sedierung für angstgeplagte Asthmapatienten – das Gas reizt die Atemwege nicht, und die Reduzierung von Angst und Stress verhindert Asthmaanfälle während der Behandlung
- Lachgas wird unverändert durch die Lunge wieder abgegeben – Niere und Leber werden nicht belastet. Das ist günstig für Patienten mit Erkrankungen dieser Organe.
Grundsätzlich ist Lachgas während der Schwangerschaft das verträglichste Betäubungsmittel (es wird auch bei Entbindungen eingesetzt). Berichte über negative Auswirkungen auf Mutter und Fötus liegen nicht vor. Trotzdem sollten Sie aber gerade im ersten und zweiten Trimester jeden Medikamenteneinsatz sehr gründlich abwägen.
Für wen ist die Sedierung mit Lachgas nicht geeignet?
Da Lachgas eine Tendenz hat, sich in Hohlräumen des Körpers anzusammeln, gibt es folgende absolute Kontraindikationen:
- Pneumothorax
- Darmverschluss
- Vitrektomie – kürzlich stattgefundene Augenoperationen, bei denen Teile des Glakörpers entfernt wurden
- Bleomycin-Therapie – Lachgas wirkt in Kombination mit dem Chemotherapeutikum Bleomycin lungentoxisch.
- Drogenabhängigkeit – Eine bestehende Opioid-Abhängigkeit macht Lachgas unwirksam.
- Bei Patienten, die an Chronisch Obstruktiver Lungenkrankheit (COPD) leiden, kann die Lachgassedierung den Atemantrieb vermindern.