Vorbeugende Maßnahmen: Häusliche Hygiene und regelmäßige professionelle Implantatreinigung
Zu den vorbeugenden Maßnahmen gegen Periimplantitis gehört neben einer besonders gründlichen häuslichen Hygiene unbedingt die regelmäßige Kontrolle und Reinigung der Implantate in der Zahnarztpraxis. Im Interesse des gesunden Einwachsens Ihrer Implantate bestellen wir Sie zunächst alle drei Monate zur Erhaltungspflege.
Sind einmal stabile Parodontalverhältnisse etabliert, reicht es, wenn Sie alle sechs Monate zur professionellen Reinigung kommen. Bitte nehmen Sie diese Termine ernst! Wir honorieren Ihre Mitarbeit mit einer Verlängerung unserer Garantie auf Ihre Implantate auf bis zu sechs Jahre.
Implantat- und Zahnersatzpflege: Warum brauche ich das?
In der zweiten Staffel von “Orange is the new Black” (möglicherweise die erste Fernsehserie aller Zeiten, in der Protagonisten mit schlechten Zähnen prominente Rollen spielen) gibt es eine Szene, in der Pennsatucky, White Trash aus dem Hinterland und mittlerweile einer der sympatischsten Charaktere der Serie, ihre neue Freundin Boo (mit der bürgerlichen, aber auch nicht so schönen Kindheit) durch ihre feste Überzeugung verblüfft, sie müsse ihre nagelneuen Kronen selbstverständlich nicht putzen: Schließlich könne Keramik doch nicht verfaulen.
Später schenkt Boo ihr eine Zahnbürste und nimmt der skeptischen Pennsatucky das Versprechen ab, sie auch zu benutzen. Hören Sie auf Boo – pflegen Sie Zahnersatz und Implantate! Hier erklären wir Ihnen, warum das notwendig ist.
Implantate bekommen keine Karies. Aber das Risiko von Zahnfleischentzündungen ist höher als bei natürlichen Zähnen.
Natürlich hat Pennsatucky schon recht: Keramik kann wirklich nicht verfaulen. Säureempfindlichkeit, die eine Schwachstelle unseres natürlichen Zahnschmelzes, ist bei Keramik kein Problem. Kronen bekommen keine Karies. Bakterielle Zahnbeläge dagegen können sich auch auf keramischem Zahnersatz bilden. Wird dieser Biofilm nicht täglich entfernt, greifen die Bakterien vom Kronenrand aus das umliegende Zahnfleisch an. Es entstehen Entzündungen, die für Implantate noch viel gefährlicher sind als für natürliche Zähne. Das Gewebe rund um ein Implantat ist weniger gut durchblutet und weniger fest als das normale Periodontium. Entzündungen können hier leichter Fuß fassen.
Da die Haftung zwischen Implantat und Zahnfleisch nicht so robust ist wie die Bindegewebsfasern, die natürliche Zähne und Zahnfleisch miteinander verbinden, kommt es dann besonders schnell zur Ablösung der Zahnfleisches, zur Ausbildung tiefer, bakterienbesiedelter Zahnfleischtaschen und letztlich zum Knochenverlust rund um das Implantat, der die Stabilität der ganzen Rekonstruktion katastrophal gefährden kann.
Periimplantitis kann zu schnellem Implantatverlust führen
Die sogenannte Periimplantitis, die Entzündung des Zahnhalteapparats rund um Implantate, verläuft in der Regel wesentlich schneller und schwerwiegender als eine “normale” Parodontitis. Gelingt es nicht, sie unter Kontrolle zu bringen, liegt zwischen den ersten Entzündungszeichen und dem Implantatverlust oft nicht einmal ein Jahr.
Bakterielle Infektionen von Zahnfleisch und Knochen gehören zu den häufigsten Komplikationen einer Implantatversorgung. Engmaschige Maßnahmen zur Vorbeugung und Therapie der Periimplantitis sind daher ein unverzichtbarer Bestandteil jedes zeitgemäßen Behandlungsplans. Langfristige Erfolgsraten der Implantattherapie von um die 90 Prozent zeigen, dass diese Strategie aufgeht.
Prophylaxe beginnt bereits vor der Implantation
Wir möchten, dass Ihre Implantate gesund einwachsen und langfristig erhalten bleiben. Daher ergreifen wir schon vor der Implantation bestimmte Maßnahmen zur Vorbeugung späterer bakterieller Infektionen. Wir führen genaue mikrobiologische Tests durch, die das Vorhandensein aggressiver Bakterien aufdecken, die häufig mit Periimplantitis in Verbindung gebracht werden.
Werden solche Keime nachgewiesen, verschreiben wir Ihnen ein geeignetes Antibiotikum. Durch die Einnahme in Kombination mit einer professionellen Mundhygiene werden diese Bakterien vollständig aus Ihrem Körper entfernt. In der überwiegenden Anzahl der Fälle gelingt es auf diese Weise, Entzündungsprozesse im Zahnhalteapparat vollständig zu stoppen.
Acht Wochen später setzen wir einen Kontrolltermin an. Wenn wir sehen, dass die Behandlung wirksam war, steht der Implantation nichts mehr im Wege. Nehmen Sie auch nach der Implantation die regelmäßigen Mundhygienetermine wahr, sind Sie auf der sicheren Seite: Sie haben Infektionen vorgebeugt, und eventuelle neue Entzündungen werden rechtzeitig bemerkt und behandelt.
Professionelle Mundhygiene für Implantate
Beim Erhaltungspflege-Termin untersuchen wir zunächst den Zustand des Zahnfleisches rund um Ihr Implantat. Rötung, Schwellung und erhöhte Blutungsneigung weisen auf ein Entzündungsgeschehen hin. Mit speziell für Implantate gedachten Reinigungswerkzeugen werden die bakteriellen Beläge von allen sichtbaren Oberflächen der Implantate entfernt. Damit die Implantatoberflächen nicht verkratzen, bestehen Handinstrumente zur Reinigung von Implantaten in der Regel nicht aus Metall, sondern aus Kunststoff, Teflon oder Kohlenstoff. Auch Ultraschall-Instrumente werden für die Implantatpflege mit besonderen Kunststoff- Aufsätzen versehen. Die entfernten Beläge werden mit viel Wasser, eventuell auch mit antibakteriellen Lösungen weggespült. Zusätzliche antibakterielle Behandlungsoptionen sind die Desinfektion mit Laser oder die Lichttherapie in Kombination mit in die Zahnfleischtaschen eingebrachten photosensibilisierende Substanzen. Besonders kritisch ist die Reinigung, wenn bereits Metallteile des Implantats offen liegen.
Deren Oberflächen werden im allgemeinen fein aufgeraut, um im Interesse der Verbindung mit dem Kieferknochen die Implantatoberfläche zu maximieren. Diese Rauigkeiten werden nun zum Unterschlupf für Bakterien; Reinigung und Desinfektion werden zur anspruchsvollen Aufgabe. Besonders wichtig ist auch die gründliche Entfernung eventueller Rückstände von Klebezement, mit dem die Implantatkrone auf dem Abutment fixiert wurde. Studien zeigen, dass Zementrückstände an Implantaten eines der wichtigsten Risiken für die Entstehung von Zahnfleischentzündungen und Periimplantitis darstellen.
Das erste Jahr ist entscheidend!
Stellen Sie sich diesen besonderen Hygieneherausforderungen im Interesse der Langlebigkeit Ihrer Implantate. Haben Sie das erste Jahr mit regelmäßigen Erhaltungspflege-Terminen gesund überstanden, entspannt sich die Lage in der Regel. Jetzt genügt meist der halbjährliche Vorsorge- und Hygienetermin beim Zahnarzt. Ihre Implantate sind auf dem besten Weg, wirklich ein Teil von Ihnen zu werden!
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